Warum Windkraft?
Der Weltklimarat hat erst kürzlich wieder bestätigt, der Klimawandel schreitet fort. Die Erdatmosphäre hat sich seit 1900 bereits um 0,9 °C erwärmt. Der Meeresspiegel ist in dieser Zeit um 20 cm angestiegen. Die Gletscher und das Polareis schmelzen. Die Ozeane versauern. Starkregen und Überschwemmungen nehmen drastisch zu. Ursache hierfür sind zu 95% die Treibhausgasemissionen des Menschen.
Um den Temperaturanstieg wenigstens auf 2 °C zu begrenzen müssen die Treibhausgase drastisch reduziert werden. Es ist das Ziel der Bundesregierung, den CO2-Aussstoß bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Jahr 1990 um 80% zu reduzieren. Dazu sind viele Schritte notwendig. Wir müssen die Energieeffizienz steigern und den Verbrauch an fossilen Energieträgern drastisch reduzieren. Energiesparende Geräte, Gebäudeisolierung, spritsparende Kfz und Verlagerung von Verkehr auf den Umweltverbund sind nötig. Gleichzeitig aber müssen wir auch die regenerativen Energiequellen stärker nutzen, um das anspruchsvolle Klimaschutzziel zu erreichen.
Risikotechnologie Atomkraft
Auf den ersten Blick ist die Atomenergie gut für's Klima, weil in den Reaktoren kein CO2 anfällt. Spätestens die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben aber gezeigt, dass Kernenergie zu viele Risiken birgt. Nach wie vor gibt es auch kein sicheres Endlager für den strahlenden Atommüll, der von den AKWs erzeugt wird. Daher ist es weitgehend Konsens in unserem Land, aus der Atomenergie auszusteigen. Derzeit laufen noch 8 Atommeiler in Deutschland. Sie sollen nach den Plänen der Bundesregierung bis 2022 alle abgeschaltet werden. Der von ihnen gelieferte Strom muss folglich anders erzeugt werden.
Welche Technologien kommen in Frage?
Einsparung ist unsere wichtigste Energiequelle. Wir wollen 50 % des bisherigen Verbrauchs einsparen. Die andere Hälfte muss aber nach wie vor erzeugt werden. Den Atomstrom könnte man durch Gas-, Kohle- oder Braunkohlekraftwerke ersetzen. Die sind aber schlecht für's Klima. Denn der Kohlendioxid-Ausstoß würde dadurch massiv erhöht. Außerdem sind diese Energieträger endlich. Erdgas duch Fracking zu gewinnen gefährdet darüber hinaus unser Trinkwasser. Diese Alternativen scheiden somit aus. Unser Ziel ist, zu 80 % erneuerbare Energien zu nutzen, um die Emission von Treibhausgasen auf 10 % des Werts von 1990 zu reduzieren.
Noch bestehen Möglichkeiten, mehr Wasserkraft zu erzeugen. Dieses Potential ist jedoch begrenzt. Die Biomasse-Nutzung kann noch ein wenig ausgeweitet werden. Sie braucht aber viel Fläche und steht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Tank statt Teller kann nicht die Lösung unseres Energieproblems sein. Die größten Potentiale bestehen daher bei der Fotovoltaik und der Windkraft. Die Windkraft ist die preisgünstigste regenerative Energiequelle. Sie liefert Strom zu marktfähigen Preisen. Sie ist zusammen mit der Wasserkraft auch diejenige mit dem geringsten CO2-Anfall von nur 24 g/kWh. Bei Solarstrom fallen 101 g CO2/kWh an, bei einem Gaskraftwerk 428 g CO2/kWh. Bei einem Steinkohle-Kraftwerk entstehen dagegen 949 g CO2/kWh und bei einem Braunkohle-Kraftwerk sogar 1.153 g CO2/kWh.
Warum Windräder bei uns?
In Baden-Württemberg werden jährlich ca. 80 TWh Strom verbraucht, aber nur 60 TWh erzeugt. Wenn 2022 alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind, ist die Versorgungslücke noch größer. Unser Land ist aber auch Schlusslicht beim Ausbau der Windenergie. Die frühere schwarz-gelbe Landesregierung hat die Windkraftnutzung blockiert. In BaWü waren 2012 daher nur 46,7 kW Windenergieleistung pro 1.000 Einwohner installiert. Im benachbarten Rheinland-Pfalz waren es mit 482 kW pro 1.000 Einwohner zehnmal so viel. Diese Blockade wurde durch die seit 2011 regierende grün-rote Koalition aufgebrochen. Es ist ihr erklärtes Ziel, etwa 1.200 neue Windräder aufzustellen, um das Klimaschutzziel zu erreichen.
Das geht jedoch nicht überall im Land. Trotz neu entwickelter Windräder, die sich für Schwachwindgebiete eignen, benötigt man Windgeschwindigkeiten von mindestens 5,5 m/s, um eine Anlage wirtschaftlich betreiben zu können. Dies ist in Baden-Württemberg lediglich auf einigen Höhenlagen des Schwarzwaldes, auf der Schwäbischen Alb und eben in Hohenlohe-Tauber der Fall.
Wer den Ausbau der Windkraft ablehnt weil er sich am Anblick von Windrädern stört, der sollte angeben, wie die Energiewende ohne sie geschafft werden soll. Saubere Elektrizität zu wollen, die Anlagen dafür aber Anderen zuzumuten, ist für uns keine verantwortbare Lösung.
Sind die Grünen jetzt verrückt geworden?
Was bisher als Tabu galt, ist jetzt erlaubt, Windräder auch in Waldgebieten aufzustellen. Neue Anlagentechnologien mit Nabenhöhen um die 140 m machen es möglich. Die Landesregierung von Baden-Württemberg erlaubt daher jetzt ausdrücklich, Windräder auch in Waldgebiete zu stellen.
Windkraftgegner werfen uns Grünen daher Verrat am Naturschutz vor. In der Tat müssen für ein modernes Windrad ca. 0,3 bis 0,5 ha Wald dauerhaft geopfert werden. Im Vergleich zu den möglichen Alternativen der Stromerzeugung z.B. aus Kohle oder Braunkohle, stellt dieser Eingriff jedoch das kleinere Übel dar. Nicht nur, dass für den Braunkohle-Tagebau ganze Dörfer umgesiedelt und Landstriche in eine Mondlandschaft verwandelt werden. Bei der Braunkohle-Verstromung fällt auch besonders viel Kohlendioxid an. Windräder brauchen dagegen keinen Brennstoff und produzieren im Betrieb kein CO2. Am Ende ihrer Laufzeit können sie rückstandsfrei wieder abgebaut werden. Den Belangen des Natur- und Artenschutzes wird im Rahmen des Genehmigungsverfahrens durch umfangreiche Prüfungen Rechnung getragen. Horste bedrohter Tierarten wie z.B. roter Milan oder Schwarzstorch führen dazu, dass die Baugenehmigung versagt wird.
Auf der Gemarkung von Bad Mergentheim liegen die möglichen Standorte auch wegen zahlreicher Ausschlüsse fast ausschließlich im Wald. Die Tiefflugschneisen der Heeresflieger aus Niederstetten, die Radaranlage Gustav bei Löffelstelzen und der maximale Abstand von 950 m zu Siedlungsflächen schlossen andere Potenzialflächen aus. Man kann eben nicht alles haben, maximalen Abstand zu den Windrädern und Schonung des Waldes.
Chance für den ländlichen Raum
Ja, mit Windrädern lässt sich Geld verdienen. Windkraftgegner machen dies den Investoren zum Vorwurf und sprechen von Profitgier. Dabei scheinen sie zu vergessen, dass die großen Energiekonzerne, die uns sonst den Strom liefern, keine Wohltätigkeitsorganisationen sind, sondern gewinnorientierte Unternehmen. Windenergieanlagen machen es dagegen möglich, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger vor Ort finanziell beteiligen und mit profitieren. Die Kommunen bekommen Gewerbesteuer, die sie zur Finanzierung ihrer wichtigen Aufgaben dringend benötigen. Es entstehen Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Statt unser Geld an Großkonzerne, die Erdöl- oder Erdgas liefernden Staaten zu zahlen, bleibt die Wertschöpfung bei der Windkraft in der Region. Daran ist nichts auszusetzen.