Besuch bei Demeter-Landwirt Felix Löber
Gelegen ist der Hof von Löber in dem kleinen Bad Mergentheimer Teilort Schönbühl, der gerade einmal 25 Einwohnende zählt. Im Nebenerwerb bewirtschaftet er gemeinsam mit seinem Vater 44 Hektar landwirtschaftliche Fläche und 5 Hektar Wald. Bereits seit 1989 ist ihr Betrieb demeterzertifiziert, wofür zahlreiche Auflagen zu erfüllen sind. Im Jahr 2000 wurde ein großer Offenstall gebaut, in dem sich die Tiere frei bewegen und ins Freie wechseln können. Die Rinder müssen bei Demeter ihre Hörner behalten. „Dadurch brauche ich für die gleiche Anzahl Kühe mehr Platz“, so Löber. Ernährt werden sie ausschließlich mit Futter, das auf dem eigenen Hof produziert wird. Insgesamt hat er 56 Tiere, davon 13 Mutterkühe. Der Bio-Bauer schiebt seinen Mutterkühen jeweils ein zweites Bullenkalb unter, das er von Kollegen kauft. Seit er eine gemischte Herde aus Bullen und Ochsen hält, gebe es weniger Konflikte zwischen den Bullen. „Das Geld verdiene ich mit den Bullen“, berichtet er, die er an verschiedene Abnehmer verkauft, wenn sie schlachtreif sind. Investitionen in große teure Landmaschinen würden sich aber nicht amortisieren.
Gerd Bayer bedauert, dass der Schlachthof in Tauberbischofsheim geschlossen wurde. „Es wäre besser gewesen, die Missstände zu beseitigen, statt den Betrieb zu schließen“. Dezentral gelegene Schlachthöfe seien für die Landwirte wichtig. Ohne sie müssten sie ihre Tiere nun zum Beispiel bis nach Crailsheim transportieren. Daher investiert Bayer mit sechs weiteren Rinderhaltern aus Gründen des Tierwohls in ein Schlachtmobil. Das Projekt wurde von der Bio-Musterregion Main-Tauber-Kreis in der Umsetzung begleitet und vom Land Baden-Württemberg mit einer Förderung unterstützt. Damit können direkt auf dem Hof stressarm getötete Tiere zur Verarbeitung zum Metzger transportiert werden.
Biomusterregion Main-Tauber-Kreis
Manuela Schnurr und Stefan Fiedler, Regionalmanager der Biomusterregion Main-Tauber-Kreis, berichteten den interessierten Grünen-Mitgliedern am Rande des Hofbesuchs in Schönbühl über ihre Arbeit. Die Biomusterregion ist eine vom Land Baden-Württemberg geförderte Initiative, um den ökologischen Landbau voranzubringen. Ein Teil der Personalkosten trage der Landkreis. Die Biomusterregion Main-Tauber bestehe seit drei Jahren und wurde unlängst um drei Jahre verlängert.
Um die biologische Anbaufläche auf die vom Biodiversitätsstärkungsgesetz geforderte Quote von 30 Prozent zu bringen, müsse in erster Linie die Nachfrage nach Bioprodukten erhöht werden. Der ökologische Landbau nehme zu, wenn der Absatz der Produkte zunehme. Ökologische Lebensmittel würden mehr und mehr von der breiten Öffentlichkeit nachgefragt und laufen im Einzelhandel gut. Einen weiteren großen Absatzmarkt sieht man in der Außerhausverpflegung, bei Großküchen sowie in Kantinen. Was sich in der Theorie einfach anhöre, stoße in der Praxis jedoch auf große Schwierigkeiten, so Fiedler. Hier müssen die Produkte oftmals einen gewissen Vorverarbeitungsgrad aufweisen, was nicht von jedem Erzeuger geleistet werden kann.
Vor und während der Corona-Pandemie entwickelte sich der Bio-Markt sehr stark. Die Kundinnen und Kunden griffen verstärkt zu den ökologisch erzeugten Lebensmitteln, was dem Biosektor einen Marktzuwachs im zweistelligen Prozentbereich bescherte. Dabei waren die Bio-Produkte auch eine Inflationsbremse. Während es bei konventionell erzeugten Produkten hohe Preisaufschläge gab, blieben die Preise der Biolebensmittel größtenteils stabil. Das mache deutlich, dass Biolebensmittel nicht automatisch teurer sind als konventionelle, so Fiedler. Dennoch musste der Ökosektor nach der Corona-Pandemie einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen, wovon man sich allerdings allmählich wieder erholt habe.
Marketing-Konzept für die Biomusterregion
Manuela Schnurr stammt aus der Landwirtschaft und hat Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing studiert. Stefan Fiedler sieht ihre Qualifikation als besonders günstige Voraussetzung dafür, um nun gemeinsam mit einer Werbeagentur eine Marketing-Strategie für die Biomusterregion Main-Tauber zu entwerfen. Geplant ist, eine eigene Marke zu kreieren, mit der regional erzeugte Biolebensmittel für die Verbraucher gekennzeichnet werden können. Angestrebt ist die Zusammenarbeit mit den Biofachmärkten und dem Lebensmitteleinzelhandel, da es im dünn besiedelten Main-Tauber-Kreis an Ballungszentren fehle. Deshalb müssten die Produkte in die Märkte und somit zum Kunden.
Kreisrat Rainer Moritz bedankte sich abschließend mit einem kleinen Präsent bei den beiden Referenten vom Landwirtschaftsamt für ihre interessanten Einblicke in ihre Arbeit.