Stadtrat sagt nein zur pestizidfreien Zone
Resolution der Naturschutzgruppe abgelehnt
Auf Antrag der Grünen und der SPD musste sich der Gemeinderat am 21. März 2019 mit der Resolution pestizidfreie Kommune der Naturschutzgruppe Taubergrund befassen. Fraktionssprecher Thomas Tuschhoff (Grüne) sprach sich dafür aus, den Einsatz von Pestiziden auf städtischen Flächen zu verbieten, da sie wesentlich für den bedrohlichen Rückgang der Insekten um 75 % bis 80 % verantwortlich sind. Damit entfalle auch die Nahrungsgrundlage für Vögel. Wenn es keine Insekten mehr zur Bestäubung von Pflanzen gibt, muss mit Ernteausfällen gerechnet werden. Ein Pestizidverbot komme ebenso der Gesundheit der städtischen Mitarbeiter*innen zugute, die diese giftigen Spritzmittel anwenden müssen. Der Glyphosat-Hersteller Monsanto wurde in den USA gerade erst zu Schadensersatz verurteilt, weil dieses Herbizid wahrscheinlich Krebs verursacht hat. Der Verzicht sei möglich, wie viele Beispiele von ökologisch wirtschaftenden Bauern, Winzern und Gärtnern beweise.
Eine unrühmliche und peinliche Rolle spielte in dieser Diskussion insbesondere CDU-Stadtrat Thomas Tremmel. Seiner Meinung nach ist es nicht möglich, auf Fungizide, Herbizide und Insektizide zu verzichten. Sie würden heute ohnehin nur noch sehr sparsam verwendet, redete er das Problem klein, weil die Anwender zwingend eine Schulung nachweisen müssten. In diesen Schulungen werde die sparsame Anwendung vermittelt. Er verstieg sich gar zu der absurden Behauptung, wenn man Pestizide verbiete, könne man den Eichenprozessionsspinner nicht mehr bekämpfen und es seien auch keine Desinfektionsmittel mehr zulässig. Den Eichenprozessionsspinner kann man mit dem vollständig biologisch abbaubaren Bazillus Thuringiensis bekämpfen und Desinfektionsmittel sind definitiv keine Pestizide.
Sein Fraktionsvorsitzender Andreas Lehr war der Meinung, dass sich durch die Verabschiedung des Biodiversitätsantrags der CDU im Jahr 2017 ein Verbot von Pestiziden erübrigt habe. Mit einem "runden Tisch" wolle man im Konsens mit allen Anwendern erreichen, dass der Einsatz von Pestiziden minimiert werde. Ein Pestizidverbot auf städtischen Flächen müsse aufwändig kontrolliert werden. Es finde sich auch kein Landwirt mehr, der die städtischen Flächen pachte.
Freie-Wähler-Stadtrat Franz Imhof reihte sich in die Reihe der Pestizid-Verteidiger mit der Aussage ein, dass es auf Grund der Monokulturen etwa im Markelsheimer Weinbau nicht möglich sei, auf Fungizide zu verzichten. Er hatte die Resolution offenbar gar nicht gelesen. Sonst hätte er gewusst, dass sie sich nur auf Grundstücke der Stadt Bad Mergentheim bezieht. Es ist dem Gemeinderat gar nicht möglich, den Verzicht auf Pestizide im privaten Weinbau zu verbieten.
Den Argumenten der Pestizid-Freunde hielt Thomas Tuschhoff entgegen, dass das Biodiversitätskonzept der CDU lediglich eine Feigenblattfunktion erfüllt. Es beschränkt sich auf wenig wirksame Maßnahmen gegen das Artensterben. Außerdem wurde noch nichts davon umgesetzt. Der runde Tisch hat kein einziges Mal getagt.
In der folgenden Abstimmung wurde die Resolution dann mehrheitlich abgelehnt.