Der Poller-Trick

Deutschordenplatz von der Kapuzinerstraße aus gesehen
Hier sollen bewegliche Poller installiert werden, um den Deutschordenplatz im Wechsel befahren und sperren zu können. Die vorgegebene Grund für diese teure Maßnahme, die Sperrung der Nonnengasse, wird aber längst beendet sein, bevor die Poller eingebaut sind.

Der Deutschordenplatz ist das Bindeglied zwischen der Innenstadt, dem Schloss und dem Kurpark. Er hat sich zu einer lebendigen Begegnungszone entwickelt, seit er durch einen Gemeinderatsbeschluss vom 28.10.2021 autofrei wurde. Dort findet seither mehr urbanes Leben statt als auf dem Marktplatz. Diese positive Entwicklung wird zerstört, wenn der DO-Platz wieder für den Autoverkehr freigegeben wird, selbst wenn dies nur zeitweise geschieht.

Bauarbeiten als Vorwand

Die Stadtverwaltung hat im Frühjahr 2024 die Leitungsarbeiten in der Nonnengasse als Vorwand genutzt, um während der Bauphase in den Geschäftszeiten den DO-Platz wieder für den Autoverkehr freizugeben. Dazu getrieben wurde der OB von Einzelhändlern, die ihre Existenz bedroht sehen, wenn man mit dem Auto nicht über den Deutschordenplatz fahren kann. Eine Rolle gespielt haben dürfte dabei auch die CDU, die bei der Kommunalwahl einen Stimmenverlust an die neue Liste "Pro Bad Mergentheim" fürchtete.

Die Stadtverwaltung schlug vor, bewegliche Poller einzubauen, um den DO-Platz im Wechsel sperren und befahren zu lassen. Für uns war klar, um den Parkplatz hinter dem Schloss zu nutzen, muss man nicht über den Deutschordenplatz fahren. Der Weg über die Bahnhofstraße, Härterichstraße und Münzgasse ist gerade einmal 150 Meter länger als über die Mühlwehrstraße und Nonnengasse. Völlig überflüssig aber ist der Einbau von beweglichen Pollern, die hoch- und runtergefahren werden können. Die braucht man nur, wenn man die Absicht hat, den DO-Platz nicht nur während der Bauarbeiten, sondern dauerhaft wieder von Autos befahren zu lassen. Um den Platz autofrei zu halten genügen Sperrschilder.

Wenn man überall widerrechtliches Befahren von Fußgängerzonen verhindern wollte, z.B. des Marktplatzes, müsste man noch viele solcher Poller installieren. An anderer Stelle hat die Stadt zudem schon negative Erfahrungen mit versenkbaren Pollern gemacht. Die beiden zwischen der Lothar-Daiker-Straße und dem Erlenbachweg sind immer wieder defekt. Ihre Reparatur dauert oft viele Wochen.

Rechtfertigungsgrund ist entfallen

In der Beschlussvorlage zur Gemeinderatssitzung vom 21. März 2024 wurde dem Gremium erklärt, die versenkbaren Poller hätten eine Lieferzeit von 6 bis 8 Wochen. Demnach hätten sie im Juni installiert werden müssen. Inzwischen haben wir November und von den Pollern ist weit und breit noch nichts zu sehen. Bis sie installiert werden sind die Bauarbeiten in der Nonnengasse, die als Vorwand für ihre Anschaffung dienten, längst abgeschlossen und die Nonnengasse ist wieder befahrbar. Dann hat man 130.000 €, die im Haushaltsplan 2024 nicht vorgesehen waren, verschwendet.

Ironie der Geschichte

Die Freigabe des Deutschordenplatzes für Autos erfüllt das angestrebte Ziel nicht, den Parkplatz beim Schloss besser erreichen zu können. Aktuell kann er über den DO-Platz gar nicht angefahren werden, weil die Straße in Höhe der Nonnengasse für die Leitungsarbeiten gesperrt ist. Weil auch die Bahnhofstraße gesperrt ist, ist die Zufahrt nur über die Härterichstraße im Zweirichtungsverkehr und Münzgasse möglich. Der Parkplatz am Schloss wird dennoch genutzt. Das beweist, dass die Zufahrt über den DO-Platz nicht gebraucht wird.

Baustelle in der Nonnengasse
Die Durchfahrt vom Deutschordenplatz in die Münzgasse und zum Parkplatz hinter dem Schloss ist wegen der Bauarbeiten in der Nonnengasse gesperrt. Die Arbeiten stehen aber kurz vor der Fertigstellung. Die Nonnegasse wird wieder befahren werden können, bevor die beweglichen Poller eingebaut sind.

Zurück zur Newsübersicht