Verkehrspolitischer Stadtrundgang des Ortsverbands

Für klimaschonenden und stadtverträglichen Verkehr

Verkehrspolitischer Stadtrundgang der Grünen Bad Mergentheim
Beim verkehrspolitischen Stadtrundgang

In wenigen Politikfeldern prallen die unterschiedlichen Wünsche und Interessen so stark aufeinander wie in der Verkehrspolitik. Es allen recht zu machen ist unmöglich. Ziel muss es sein, einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Der Ortsverband der Grünen hat die neue, temporär gültige Verkehrsführung in der Bad Mergentheimer Innenstadt zum Anlass genommen, auf einem verkehrspolitischen Stadtrundgang seine Verbesserungsideen direkt vor Ort vorzustellen und mit den Teilnehmenden zu diskutieren.

Ortsverbandsvorstand Dr. Jonas Grzesiak konnte auf dem Deutschordensplatz rund 20 Teilnehmende begrüßen, die sich trotz kaltem Wind und Nieselregen dem Stadtrundgang anschlossen, darunter auch der Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales der Stadt, Christian Völkel. Er hatte angeboten, aus verkehrsrechtlicher Sicht Stellung zu nehmen. Auf einem von Stadträtin Silke Stahnke verteilten Flyer hatte eine Arbeitsgruppe des Ortsverbands stichpunktartig die wichtigsten Vorschläge für einen klimaschonenden und stadtverträglichen Verkehr in Bad Mergentheim zusammengefasst.

Deutschordensplatz autofrei machen

Auffallend war, dass unter den vielen Autos, die den Weg über den Deutschordensplatz als Abkürzung in die Herrenwiesenstraße wählen, auch etliche Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen waren. Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sie von ihren Navigationsgeräten auf diese Route geführt werden, weil sie etwas kürzer ist als die Alternative über den Mittleren und Unteren Graben. Die Grünen wollen das ändern. Sie schlagen vor, die Überfahrt über den Deutschordensplatz grundsätzlich zu unterbinden. Alle Ziele in der Stadt, darunter auch der Parkplatz beim Schloss, bleiben dennoch mit dem PKW erreichbar. Um die Alternativroute attraktiver zu machen können sich die Grünen einen Ringverkehr Oberer Graben, Wachbacher und Würzburger Straße vorstellen. Mit Einbahnverkehr in diesen Straßen würde auch Platz für Fahrradspuren gewonnen.

Auf ihrem Rundgang traf die Gruppe in der Münzgasse auf eine empörte Anwohnerin, die sich heftig über den starken Autoverkehr in der Münzgasse beschwerte. Durch die neue Verkehrsführung habe der Verkehr dort ganz enorm zugenommen, berichtete sie. Auch sie wäre dafür, die Abkürzungsstrecke über den Deutschordensplatz zu blockieren.

Gänsmarkt neu gestalten

Verkehrspolitischer Stadtrundgang der Grünen Bad Mergentheim
Auf dem Gänsmarkt

Bei einem Zwischenstopp auf dem Gänsmarkt konnte Stadt- und Kreisrat Rainer Moritz berichten, dass der Platz von den Menschen stark genutzt wird, seit er autofrei ist. Umsatzeinbrüche in seinem Geschäft habe er dadurch keine erlebt. Bis zum Parkhaus beim Bahnhof sei es auch nicht weit. Ein Teilnehmer sprach sich dafür aus, den Fußweg vom Parkhaus in die Innenstadt attraktiver zu gestalten, damit diese Möglichkeit dort zu parken und zu Fuß in die Stadt zu gehen, besser angenommen wird.

Der Rundgang wurde auf der Unteren Mauergasse fortgesetzt, die ebenso wie die Obere Mauergasse zur Fahrradstraße umgewidmet werden soll. Konflikte zwischen dem Auto- und dem Fahrradverkehr werden dabei an den Kreuzungen erwartet. Hier muss deutlich auf die Vorfahrtsberechtigung der Fahrradstraße hingewiesen werden. „Farbe allein genügt dafür nicht“,  meinte Ordnungsamtsleiter Christian Völkel dazu. „Wegen der Verkehrssicherheit muss an kreuzenden Hauptzufahren in die Altstadt eventuell auf die Vorfahrt der Fahrradstraße verzichtet werden“, gab er zu bedenken. Eine besondere Gefahrenstelle stellt die Kreuzung Holzapfelgasse/Unterer Graben dar. Der vorfahrtsberechtigte Untere Graben ist von der Holzapfelgasse aus schwer einsehbar. Kein Wunder, dass diese Kreuzung als Unfallschwerpunkt gilt. Tempo 30 auf dem Unteren Graben könnte diese Gefahrenstelle entschärfen, meinen die Grünen.

Unfallschwerpunkt Kreisverkehre

Ordnungsamtschef Völkel berichtete weiter, dass die Kreisverkehre an den Hauptstraßen der Kernstadt Unfallschwerpunkte und vor allem für Fahrradfahrende gefährlich sind. Stadtrat Hubert Schmieg führt dies auf Überholvorgänge im Kreisverkehr zurück. Er empfahl allen Radlern, im Kreisverkehr so zu fahren, dass Überholen unmöglich ist.

Misslungene Sanierungen

Scharfe Kritik übten einige Mitglieder an der mit Millionenaufwand sanierten Holzapfelgasse und Ochsengasse. Die Aufteilung der Verkehrsfläche in gepflasterte Geh- und Parkflächen einerseits und asphaltierte Fahrspuren andererseits passe in keiner Weise zur Ausschilderung als verkehrsberuhigte Zone. Ortsverbandsvorsitzender Corvin Schmid bedauerte, dass Fahrradfahrende in der Ochsengasse seit dem Umbau nicht mehr wie früher entgegen der Einbahnstraßenrichtung fahren dürfen. Ordnungsamtsleiter Völkel versprach, die Freigabe für Radfahrer nicht nur an dieser Einbahnstraße zu prüfen. Mit ihrem Vorschlag, einheitlich gestaltete Mischflächen für alle Verkehrsarten zu machen und die Entwässerungsrinne in die Mitte zu verlegen, konnten sich die Grünen laut Stadtrat Thomas Tuschhoff im Gemeinderat leider nicht durchsetzen. Er bedauerte zudem, dass seine Fraktion keine Mehrheit für den Vorschlag bekam, einen nachhaltigen Verkehrsentwicklungsplan in Auftrag zu geben. Nach den Vorgaben der Europäischen Union hätte der Plan messbare Ziele für die Reduktion der Treibhausgase im Verkehrsbereich festsetzen und Maßnahmen vorschlagen sollen, wie diese in Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden erreicht werden können, aus denen der viele Ziel- und Quellverkehr nach Bad Mergentheim kommt.

Fazit

Als Fazit des Rundgangs kann festgehalten werden, dass der Verkehr in der Altstadt kaum abgenommen hat. Ein großes Interesse an einer attraktiveren Gestaltung und Lebensqualität in der Innenstadt besteht. Gleichzeitig wollen alle möglichst zügig vorankommen. Vor allem die geplagten Anwohner wünschen sich weniger Durchgangsverkehr. Die Fußgänger, Tagesgäste und Urlauber begrüßen die Verkehrsberuhigung am Gänsmarkt und möchten schon jetzt, dass sie bleibt.

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