Am Besten nichts Neues
Der Berg kreiste und gebar eine Maus
Der Entscheidung über Änderungen der Verkehrsführung in Bad Mergentheim gingen lange Beratungen in den Ausschüssen voraus. Ursprünglich sollte sie bereits in der Oktobersitzung getroffen werden. Auf Bitten des OB wurde sie in den November verschoben, weil er Konflikte mit den Einzelhändlern befürchtete.
Letztlich empfahl der Bauausschuss dem Gemeinderat in einer "Testphase II" folgende, bis 6. April 2021 gültige Verkehrsführung (siehe obigen Stadtplan):
- Der Gänsmarkt darf weiterhin nicht von Kfz überfahren werden
- Aus der Kapuzinerstraße, Nonnengasse und Münzgasse kann nur noch in den Parkplatz beim Schloss eingefahren werden. Die Ausfahrt aus dem Parkplatz ist nur noch über die Münzgasse möglich (rote Pfeile)
- Der Deutschordensplatz wird von Samstag 14:00 Uhr bis Montag 08:00 Uhr sowie an Feiertagen gesperrt
- In der Würzburger und Wachbacher Straße, im Unteren und Mittleren Graben, in der Poststraße, Wolfgangstraße, Herrenwiesenstraße bis zum Kreisverkehr Riedstraße sowie in der Theodor-Klotzbücher-Str. gilt Tempo 30 (dunkelblaue Markierung)
- Innerhalb des Grabenrings darf höchstens 20 km/h gefahren werden (türkies markiert)
- Auf dem Hans-Heinrich-Ehrler-Platz werden zusätzliche Parkplätze ausgewiesen
- Die Verwaltung wird beauftragt, Möglichkeiten zur Öffnung des Oberen Grabens auszuarbeiten
Darf's noch etwas weniger sein?
Bereits bei den Vorberatungen sind Vorschläge abgeschmettert worden, die eine stärkere Verkehrsberuhigung bringen sollten. Im Gemeinderat setzten sich die Autofetischisten aus allen anderen Fraktionen noch stärker durch. Es begann damit, dass die Verwaltung vorschlug, auch im Mittleren Graben Parkplätze auszuweisen! Auf CDU-Antrag wurde die Tempo-30-Regelung gekippt. Die Sperrung des Deutschordensplatzes wurde von Freitag 19:00 Uhr bis Montag 06:00 Uhr auf die Zeit von Samstag 14:00 Uhr bis Montag 06:00 Uhr reduziert.
Unsere Vorschläge
Der Verwaltungsvorschlag stellt eine kleine Verbesserung gegenüber heute dar. Deshalb haben wir ihn nicht abgelehnt. Wir haben aber die weitergehenden Anträge gestellt
- den Deutschordensplatz grundsätzlich für den Kfz-Verkehr zu sperren
- Tempo-30 in der ganzen Herrenwiesenstraße einzuführen
Niemand muss mit dem Auto über den Deutschordensplatz fahren. Alle Ziele bleiben erreichbar. Die Befürchtung, dass die Einzelhändler Pleite gehen, wenn der Platz gesperrt wird, teilen wir nicht. Das Gegenteil ist richtig. Mehr Platz für den Fußverkehr bringt höhere Aufenthaltsqualität und macht die Stadt attraktiver. Von mehr Außengastronomie, Märkten und Veranstaltungen wird der Einzelhandel profitieren. Tempo-30 in der Herrenwiesenstraße ist nötig für mehr Verkehrssicherheit und weniger Lärm für die Anwohner*innen. Zusätzliche Parkplätze auf dem Ehrlerplatz sind nicht nötig. Das hat der Verkehrsgutachter nachgewiesen. Zudem wurden erst vor einem Jahr weitere Parkplätze in der Schillerstraße angelegt. Unsere Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt.
Wir sind durchaus für die Öffnung des Oberen Grabens, wenn auch anders als von der Verwaltung vorgeschlagen. Wir befürworten einen Einbahn-Ringverkehr Oberer Graben, Wachbacher und Würzburger Straße. Das erspart Kreisverkehre an der Theurer- und Forstamtskreuzung, die wir uns gegenwärtig ohnehin nicht leisten können. Die Schulbusse würden alle auf der Nordseite des Oberen Grabens halten. Kein Grundschüler müsste die Fahrbahn mehr überqueren.
Klimaschutz adieu
Landauf, landab sind die Kommunen dabei, ihre Verkehrsfläche neu aufzuteilen: Weniger Platz für Autos und mehr für Fuß- und Radverkehr. Nicht so in Bad Mergentheim. Hier ist im Gespräch, noch weitere Parkplätze zu schaffen indem man das Parkhaus beim Schloss aufstockt und direkt neben dem Parkhaus beim Bahnhof ein weiteres baut. Wir vermissen an diesem Verkehrskonzept schmerzlich jegliche Ansätze für den Klimaschutz und für die Verkehrswende. Es fehlen Angebote für Menschen, die ohne Auto mobil sein wollen und Anreize, auf's Auto zu verzichten.