Wie umweltfreundlich sollen Wahlplakate sein?
Früher wurden Wahlplakate aus Papier mit Kleister auf Plakatständer geklebt und am Straßenrand aufgestellt. Weil das weniger Arbeit macht haben sich in den letzten Jahren Hohlkammerplakate aus Plastik immer mehr durchgesetzt, die mit Kabelbindern an Laternenmasten befestigt werden. Zudem wurden sie immer größer. Früher war DIN A1 das übliche Format, heute hängen die Parteien immer häufiger die doppelt so großen DIN A0-Plakate auf.
Materialschlacht beenden
Um diese Materialschlacht einzudämmen hatten die Grünen im Stadtrat den Antrag gestellt, in den Plakatiergenehmigungen der Stadt die Größe der Plakate auf DIN A1 zu begrenzen und Plastik zu verbieten. Vom Regierungspräsidium wurde darauf hingewiesen, dass die Stadt Plastik nicht verbieten darf. Die Plakatgröße kann aber durch eine Satzung begrenzt werden. Mit der Beschränkung auf DIN A1 würde die Menge des Plastikmülls wenigstens halbiert.
Eine Mehrheit des Gemeinderats hat das in der Sitzung vom 24.06.2021 abgelehnt. CDU-Stadtrat Hariolf Scherer begründete das Festhalten an den DIN A0-Plakaten aus Plastik damit, dass sie beim Vorbeifahren mit dem Auto gelesen werden müssen. Das Polypropylen-Material könne zudem recyclet und zum Beispiel zu Legosteinen verarbeitet werden. SPD-Stadtrat Jordan Murphy rechtfertigte die Kunststoffplakate damit, dass sie nach der Wahl umweltschonend entsorgt würden.
Wasser predigen und Wein trinken
Jedoch, Vermeiden ist besser als Recyclen. Von einer wirklichen Kreislaufwirtschaft sind wir beim Plastikmüll noch meilenweit entfernt. Tatsächlich wird nur ein sehr kleiner Teil wieder verwendet. Dabei handelt es ich in der Regel nicht um Recycling, sondern Downcycling. Es wird nur ein Zwischenprodukt hergestellt, bevor das Material letztendlich in der Müllverbrennung landet.
Wie glaubwürdig sind Parteien, die Umweltschutz in ihre Programme schreiben, ihn beim eigenen Verhalten aber vernachlässigen?